Die Blide vom Alten Gut

Eines Tages, nach dem Bearbeiten von wiedermal viel zu vielen Fotos, kam der Gedanke, es wäre doch schön mal wieder was handfestes aus Holz zu bauen. Mal wieder zu Säge, Bohrmaschine und diversen Hölzern zu greifen, statt immer nur zu Tastatur und Maus.

So dauerte es nicht lange, das richtige Projekt zu finden, eine Blide sollte es sein. Ein Hocker oder ein Nudelholz wäre sicher einfacher und praktischer gewesen, aber das wäre zu langweilig. Schliesslich gibt es so schöne Videos, wo sogar Autos durch die Gegend geworfen werden. Gut, so eine große Blide wäre etwas schwierig herzustellen, von den Kosten gar nicht zu reden, das lässt sich nur in einem Team erledigen. So ging die Planung in Richtung einer kleineren, jedoch nicht winzigen Blide.
Auf den folgenden Unterseiten finden sich detaillierte Infos, Fotos und Erfahrungen über den Bau der Blide.

Gesägt, tun getan...

Grundlagen

Trébuchet/Blide aus dem 12. Jh. (Rekonstruktion)
Trébuchet/Blide aus dem 12. Jh. (Rekonstruktion)

Eine Blide funktioniert nach dem Hebelarmprinzip, bei dem ein Gegengewicht auf der kurzen Armseite für die notwendige Beschleunigung der langen Armseite sorgt. Die Rotation des Wurfarmes und der Schlinge sorgen für eine starke Beschleunigung des Geschosses, worauf die enorme Reichweite der Bliden beruht. Das Verhältnis kurzer zu langer Armseite liegt etwa bei 1:4 bis 1:6.

An der Spitze der langen Armseite ist das Wurfgeschirr befestigt. Dieses besteht aus 2 Seilen, wovon das eine fest an der Unterseite der Armspitze befestigt ist. Das andere Seil ist lediglich mit einer Öse versehen, die locker über den Stahlstift an der Oberseite der Spitze des Wurfarms gehakt wird. Die unteren Enden der beiden Seile enden an einer Art Tasche, in die das Geschoß eingelegt wird. Diese Tasche mit dem Geschoß liegt in einer längs verlaufenden Rinne, die eine Führung für das Geschoß im ersten Moment nach der Auslösung darstellt.

Nach der Auslösung wird das Geschoß die Rinne entlang gezogen, bis der Arm es heraushebt. Im weiteren Verlauf beschleunigt das Geschoß kräftig, bis es sich fast über der Blide befindet. In dieser Position rutscht, durch die Fliehkraft gezogen, der Ring am einen Seil vom Stahlstift, was das Geschoß frei gibt. Der Zeitpunkt dieser Freigabe ist entscheidend für den Abwurfwinkel und damit für die Reichweite.

Militärischer Einsatz

Die Maschine bestand fast vollständig aus Holz und war zerlegt auf Fuhrwerken transportabel. Auch der Neubau aus behauenen Baumstämmen vor Ort war mit einer Mannschaft von ca. einem Dutzend Holzfällern und Zimmerleuten in zwei bis drei Tagen möglich. Einige Bliden waren mit Rädern ausgestattet, um das Justieren und Zielen zu erleichtern. Die Vorstellung von mobilen Bliden, die auf Rädern von Ort zu Ort manövriert wurden, ist falsch.

Für den Einsatz einer Blide war ein ebener und fester Untergrund notwendig. Die Wurfweite wurde durch Verändern der Schlingenlänge oder des Gegengewichtes justiert. Durch den langen Wurfarm konnte man Steine bis zu 450 Meter weit schleudern. Für damalige Verhältnisse stellte das die größte Reichweite aller Wurf- und Schusswaffen dar (Langbogen erreichten gezielt etwa 200 m).

Die Flugbahn des Geschosses einer Blide ließ sich durch unterschiedliche Einstellung des Abwurfwinkels vorwählen. Für maximale Reichweite wählte man einen hohen Bogenwurf, für den größtmöglichen Schaden an Mauern eine flachere Flugbahn. So konnte auf Wehrgänge, Zinnen und Dächer einer belagerten Burg gezielt werden oder auf die Burgmauern. Historische Berichte, dass innerhalb von wenigen Tagen die Wehrhaftigkeit einer Feste durch den gleichzeitigen Einsatz mehrerer solcher Waffen entscheidend beeinträchtigt wurde, sind glaubwürdig. Das Spannen und Laden einer Blide mit 15 Tonnen Gegengewicht dauert mit vier Personen in der praktischen Rekonstruktion eine halbe Stunde.

Es wurden anstelle von Steinkugeln auch andere Gegenstände wie z. B. Kadaver oder Pestleichen in die feindlichen Festungen geschleudert, um den Gegner einzuschüchtern, Nahrungsvorräte belagerter Städte zu verunreinigen oder die Belagerten mit Krankheiten zu infizieren.

Im Mittelmeerraum gab es diese Waffe (längs eingebaut) auch auf Schiffen, wobei das Gegengewicht durch eine Öffnung im Deck bis fast zum Kiel herunter schwang.

Auf historischen Zeichnungen wie in "Bellifortis" von Konrad Kyeser von Eichstadt 1405 oder Kolderer 1507 sind außer Rahmen, Wurfarm und Gegengewicht noch weitere Elemente nachweisbar. Leitern an beiden Seiten dienen unter anderem dem Bereitmachen der Schlinge nach dem Wurf. Zum Spannen sind entweder große Handräder oder Treträder gezeichnet. In mittelalterlichen Kränen wurden mit Tretkränen große Lasten bewegt und auch die erhebliche Kraft zum Spannen einer großen Blide kann mit einem Doppeltretrad leicht erzeugt werden. Eine Rinne, in der der Stein die ersten Meter geführt wird, ermöglicht erst die Präzision der Blide. Eine seitliche Verschiebung der Rinne erlaubt in Grenzen auch die Veränderung des Einschlagortes, ohne gleich die gesamte Blide bewegen zu müssen. Auf fast allen historischen Zeichnungen ist das Traggestell schräg und liegt in Höhe der Achse direkt am Wurfarm an. Weil besonders bei einem beweglichen Gegengewicht dieses am Umkehrpunkt auf kurzem Weg abgebremst wird, kann die Achse nicht freitragend sein, da in diesem Moment ein Mehrfaches der Masse auf die Achse wirkt. Nach unten hin werden die Rahmen breiter, damit das Gegengewicht, das Platz zum Schwingen benötigt, auch genügend groß und damit schwer sein kann.

Text: Wikipedia.org

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